Die Fokussierung der Gedenkhallen-Ausstellung auf Zwangsarbeit im Ruhrgebiet bietet vor allem Schüler:innen ab der Klasse 9 einen umfassenden Zugang zu diesem Thema mit konkreten Beispielen aus der Region. Damit wurde die Gedenkhalle zum Partner der Website „Zwangsarbeit-Archiv“; im Bereich „Bildung“ steht sie für den Online-Einstieg Ruhrgebiet: https://www.zwangsarbeit-archiv.de/bildung/ruhrgebiet/index.html.
Der Online-Einstieg zu NS-Zwangsarbeit dient der Vorbereitung eines Workshops in der Gedenkhalle. Die Arbeitsvorschläge zu zwei Erinnerungsberichten bieten eine Annäherung an das Thema über die Begegnung mit Menschen, die über ihre individuellen Erfahrungen als Zwangsarbeiterin bzw. Zwangsarbeiter in Essen resp. Gelsenkirchen berichten. Sie erzählen von der Vorkriegszeit in ihrer Heimat, von der Entrechtung während der Besatzung sowie der Verschleppung zur Zwangsarbeit bzw. ins Konzentrationslager.
Didaktisches Ziel des Online-Einstiegs ist nicht die Vermittlung von Faktenwissen über die Geschichte der Zwangsarbeit im Ruhrgebiet, sondern das eigenständige Formulieren von Fragen sowie die Anregung zu vertiefender Beschäftigung mit diesem Thema in einem weiterführenden Workshop. Außerdem werden Tipps zur gezielten Vorbereitung angeboten.
Der Workshop in der Gedenkhalle vermittelt den historischen, gesellschaftspolitischen und ideologischen Hintergrund von Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Auch im Ruhrgebiet, der „Waffenschmiede des Reichs“, nahm sie seit 1939 immer mehr zu.
Das NS-System bediente sich der Zwangsarbeiter:innen, um den von ihm begonnenen Krieg weiterführen zu können. Über 13 Millionen Menschen wurden aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten zumeist gegen ihren Willen nach Deutschland verbracht. Hier wurden sie in einem fast unentrinnbaren System von rassistisch unterlegter Ausbeutung auf ihre Arbeitskraft reduziert. Nicht nur Stadtverwaltungen, Bergbau oder Rüstungsbetriebe, sondern auch Privatpersonen nutzten Zwangsarbeiter:innen aus. Viele zahlten dies mit ihrem Leben – allein in Oberhausen starben 1 200 von ihnen, die auf zwei separierten Grabfeldern bestattet worden sind.
Durch die große Zahl der nach Deutschland Verschleppten wurde Zwangsarbeit jahrelang sichtbarer Bestandteil des Alltags aller Deutschen. Diese als kriegsnotwendig kaschierte „Normalität“ überdeckte lange, dass es sich um das größte Massenverbrechen des Nationalsozialismus handelte. Erst durch die Entschädigungsdebatte über 50 Jahre später veränderte sich der gesellschaftliche Diskurs zur Zwangsarbeit.
Abschließend thematisiert der Workshop anhand von Beispielen Kontakte von Deutschen zu Zwangsarbeiter:innen und geht der Frage nach den Handlungsspielräumen der Deutschen nach. War ihr Umgang von Rassismus und Ausbeutung bestimmt oder von Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft? Wie sich gesellschaftlicher Rahmen und individuelle Haltung zueinander verhalten, kann auch zu aktuellen Fragen unserer Gegenwart überleiten.
Kontakt: info-gedenkhalle@oberhausen.de