Wilfred Jensenius (1911-1999)

Wilfred Kristian Jensenius wurde am 10. Januar 1911 in Nordstrand/Oslo geboren. Er arbeitete als Zeichner, Karikaturist und Regisseur. Er war mit der Künstlerin Gerd Jensenius geb. Rogne verheiratet. 1939 kam die gemeinsame Tochter Elisabeth zur Welt. Als die deutsche Wehrmacht im April 1940 Norwegen besetzte, floh Wilfred Jensenius zunächst mit seiner Familie in das neutrale Schweden. Im Exil fertigte er politische Karikaturen für eine Zeitung an.

In Schweden schloss er sich der sogenannten Kvarstad-Gruppe an. Diese bestand unter anderem aus norwegischen Widerstandskämpfern, welche im April 1942 versuchten, mit zehn norwegischen Handelsschiffen den deutschen Blockadering um Schweden zu durchbrechen und England zu erreichen. Nur zwei der Schiffe gelangten nach England. Sechs Schiffe wurden von der Besatzung versenkt, damit sie nicht den Deutschen in die Hände fielen. Zwei Schiffe kehrten zurück nach Göteborg. Ein Großteil der Mannschaft wurde in Gefangenschaft genommen.

Auch Wilfred Jensenius wurde – wie im gesamten Kriegsverlauf etwa 7 000 andere Westeuropäer:innen, die sich vermeintlich oder tatsächlich am Widerstand gegen die deutsche Besatzung beteiligten – auf Grundlage des sogenannten Nacht-und-Nebel- Erlasses ins Deutsche Reich verschleppt. Dort angekommen erwartete die Deportierten in der Regel eine Verurteilung oder Inhaftierung, ohne dass die Angehörigen Auskunft erhielten. Wilfried Jesenius wurde wegen "Feindbegünstigung" und der Anfertigung kritischer Zeichnungen vom Sondergericht Kiel zu sechs Jahren Haft verurteilt.  

Über das Zuchthaus Sonnenburg kam er im Juli 1944 in das Strafgefängnis Wolfenbüttel. Er wurde im Hafthaus I untergebracht, zusammen mit zwei anderen norwegischen Gefangenen in einer acht Quadratmetern kleinen Einzelzelle. Wilfred Jensenius wurde dem Arbeitsbetrieb von Voigtländer & Sohn zugeteilt. Die Braunschweiger Firma für optische Geräte ließ ab 1943 im Strafgefängnis Wolfenbüttel Zielfernrohre und Ferngläser für die Wehrmacht produzieren. Hierfür wurden fast ausschließlich sogenannte Nacht-und-Nebel-Gefangene eingesetzt. Die nicht mehr genutzte Anstaltskirche und der Keller des Hafthauses I wurden dafür zu Arbeitsorten umfunktioniert. Nach seiner Befreiung berichtete Wilfred Jensenius von 11-stündigen Arbeitstagen und zusätzlichen Arbeiten wie Gemüsereinigen für eine Konservenfabrik.

Am 8. April 1945, drei Tage vor der Befreiung des Strafgefängnisses Wolfenbüttel durch US-amerikanische Truppen, wurde Wilfred Jensenius zusammen mit allen anderen dort inhaftierten "Nacht und Nebel"-Gefangenen auf einen Transport geschickt. Nach einem ersten Halt in Magdeburg ging der Transport weiter ins Zuchthaus Brandenburg-Görden. Dort wurden die Gefangenen am 27. April 1945 von der Roten Armee befreit. Von dort ging Wilfred Jensenius zunächst nach England, wo er einige Zeit in einem Erholungsheim verbrachte. Danach kehrte er zu seiner Familie nach Norwegen zurück. Seine Erinnerungen an die Haftzeit hielt er in zahlreichen Zeichnungen fest.

In Norwegen arbeitete er wieder als Grafiker und Regisseur. Er gründete ein Zeichentrickstudio und arbeitete für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk NRK. 1946 wurde sein Sohn Jorgen geboren.

Am 23. März 1999 starb Wilfred Jensenius in Oslo im Alter von 88 Jahren.