Max Frauendorfer – Leiter der Arbeitsbehörde im Generalgouvernement
Karriere in der Partei
Max Frauendorfer wurde 1909 geboren. Mit 18 Jahren trat er in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) und in die SS ein. Der Jurist machte in wenigen Jahren innerhalb der Parteistrukturen eine beachtliche Karriere und besetzte schnell wichtige Posten. Ab 1934 leitete Frauendorfer die Schulungsämter der Deutschen Arbeiterfront (DAF) und der NSDAP. Infolge von Machtkämpfen innerhalb des engeren Führungskreises der NSDAP wurde er 1936 aller Posten entbunden. Frauendorfer blieb aber weiterhin mit leitenden NS-Größen verbunden, so auch mit dem Reichsleiter des Rechtsamtes, Hans Frank, der seine Karriere beförderte.
Leiter der Hauptabteilung Arbeit im Generalgouvernement
Unmittelbar nach Kriegsbeginn im September 1939 wurde Frauendorfer ins Generalgouvernement versetzt. Dort ernannte ihn der Gouverneur, Hans Frank, im November 1939 zu seinem Einsatzleiter in der neu geschaffenen Arbeitsbehörde. 1942 rückte Frauendorfer bis an die Spitze des Amtes auf. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die Erfassung, Rekrutierung und Verteilung von polnischen Arbeitskräften zu organisieren. Er war damit für die Zwangsrekrutierung und Verschleppung hunderttausender Polen:Polinnen verantwortlich. Frauendorfer lehnte zunächst Zwangsmaßnahmen ab. Der Druck, das besetzte Polen als Arbeitskräftereservoir auszubeuten, stieg jedoch rasch. Die deutsche Arbeitsverwaltung setzte dabei auf die Zuarbeit der polnischen Gemeinden und ging bei der Gewinnung der Arbeitskräfte zunehmend gewalttätig vor.
Max Frauendorfer war auch für den "Arbeitseinsatz" der jüdischen Bevölkerung im Generalgouvernement verantwortlich. Frauendorfer wusste spätestens seit Mitte Dezember 1941 von den Plänen zur Ermordung der europäischen Juden:Jüdinnen. Im März 1942 begann mit den ersten Deportationen in das Vernichtungslager Belzec der organisierte Mord an der jüdischen Bevölkerung im Generalgouvernement. Frauendorfer wandte sich gegen die Ermordungen. Er sah darin eine drohende Verschärfung des Arbeitskräftemangels im besetzten Polen und plädierte dafür – zumindest für die Dauer des Krieges – die Ermordungen auszusetzen. Mit dieser Position wich er entscheidend vom Standpunkt des Reichssicherheitshauptamts sowie der SS- und Polizeiführung im Generalgouvernement ab, die geschlossen auf eine sofortige Umsetzung der Pläne zur Ermordung der jüdischen Bevölkerung drängten.
Fortan war Frauendorfer als Leiter der Arbeitsverwaltung im Generalgouvernement nicht mehr erwünscht. Seine Haltung bezüglich der Ermordung der polnischen Juden:Jüdinnen war einer der ausschlaggebenden Gründe. Daneben schadete ihm auch seine Bekanntschaft zu Ulrich von Hassell, der im Widerstand aktiv war. Ihm gegenüber habe Frauendorfer seine große Verzweiflung ob der Ermordung der polnischen Juden geäußert, so notierte es von Hassell in seinem Tagebuch am 20. Dezember 1942. Unterdessen verhandelte Frauendorfer mit Himmler über ein ehrenvolles Ausscheiden aus dem Amt. Himmler informierte Frauendorfer im Juli oder Oktober 1942, dass er zur Waffen-SS in den Kriegseinsatz versetzt würde.
Im Dezember 1942 entband Hans Frank Frauendorfer von seinem Posten als Amtsleiter. Frauendorfer betrieb im Februar 1943 erfolgreich seine Einberufung zur Wehrmacht, sodass er die Versetzung zur Waffen-SS umgehen konnte. Seinen Militärdienst leistete er als einfacher Soldat in Landsberg am Lech bis zum 26. April 1945.
Nachkriegskarriere
Nach dem Kriegsende tauchte Frauendorfer unter und lebte mit seiner Frau unter einem Tarnnamen im Allgäu. Aufgrund seiner früheren Leitung des Arbeitsamtes im Generalgouvernement befürchtete er zu Recht seine Auslieferung nach Polen. Bereits 1950 war von einer drohenden Auslieferung jedoch keine Rede mehr. Fortan lebte Frauendorfer wieder unter seinem richtigen Namen. Er unterzog sich einem Spruchkammerverfahren, bei dem er in der Revision durch den Tagebucheintrag von Hassels eine fast schon widerständische Haltung behaupten konnte und aus dem er als "Minderbelasteter" hervorging.
Frauendorfer konnte bei der Allianz Versicherung in München erneut eine schnelle Karriere machen. Innerhalb weniger Jahre wurde er als Direktor im Bereich Industrie an die Spitze des Unternehmens gesetzt. Auch in der Politik gelang ihm ein rasanter Aufstieg. Nach seinem Beitritt zur CSU im Dezember 1956 stellte er sich bereits 1957 als Kandidat für die bayrische Landtagswahl 1958 auf. Er scheiterte jedoch, nachdem durch Presseberichte seine NS-Vergangenheit zu Tage getreten war. Er versuchte zwar erneut, seine Nähe zum Widerstand zu betonen und stilisierte sich zum Widerstandskämpfer. Dennoch musste er auf die Kandidatur und alle Ämter in der Partei verzichten. 1962 bekam Frauendorfer als Protegé von Franz-Josef Strauß und in der bevorstehenden Wahl zum Bundestagsabgeordneten erneut die Chance für eine politische Karriere. Das Presseecho war jedoch noch lauter als Ende der 1950er Jahre. Die einhellige öffentliche Meinung lautete, dass ein NS-Belasteter kein politisches Amt bekleiden dürfe. Infolge der Medienberichte verlor Frauendorfer 1963 seinen Job bei der Allianz-Versicherung und seinen Kandidatenstatus bei der CSU.
Frauendorfer lebte bis zu seinem Tod am 25. Juli 1989 zurückgezogen in Tutzingen.